„Prost auf alle, die ihr Geld verloren haben.“

Champagner

So der Trinkspruch, lt. flämischer Zeitung „De Morgen”, den die über alle Maßen mit Champagner abgefüllten Bankmanager in die Gegend lallten, als sie die Finanzspritzen vom Staat feierten – hatten sie doch ihre Finanzhäuser (Dexia, Fortis) vor dem sicheren AUS gerettet. Sie lallten es nicht irgendwo in die Gegend. Sondern von der Terrasse der teuersten Herberge von Monte Carlo, dem Hotel de Paris, wo sie sich im Drei-Sterne-Gourmet-Tempel des Hotels, dem “Louis XV”, bewirten ließen. (Quelle: http://wirtschaft.t-online.de/c/16/49/89/66/16498966.html).

Trotz Finanzkrise und staatlicher Rettungsmaßnahmen in Milliardenhöhe: erfolglose Manager prassen weiter im Luxus. Stillos. Instinktlos. Gnadenlos gegenüber den Steuerzahlern, die sie gerettet haben.

Knapp eine Woche nach der Übernahme durch den Staat hat der US-Versicherungskonzern American International Group Inc. (AIG) seinen Managern einen Luxussauflug in ein kalifornisches Luxus-Hotel spendiert. Mit Wellness-Paketen, Golf-Trips, Galamenüs in Höhe von 440 000 Dollar. Die US-Notenbank hatte die AIG erst Mitte September mit einer Kapitalspritze von 85 Milliarden Dollar gerettet. Der Beinahe-Kollaps des Unternehmens hatte die Eskalation der US-Finanzkrise verschärft. Nicht aber den Umgang mit Versager-Managern. Der für das katastrophale AIG-Risikogeschäft zuständige Oberversager Joseph Cassano musste zwar zurücktreten, wurde aber sofort als Berater für AIG weiterbeschäftigt – für eine Million Dollar monatlich. Auch durfte er seine bis zu 34 Mio. Dollar an Gehaltszulagen behalten.

Diese „Führungskräfte” sollten gefeuert werden, sagte der amerikanische  Präsident Barack Obama in einer Fernsehdebatte. Er forderte, dass AIG dem amerikanischen Finanzministerium 440 000 Dollar überweisen müsse, um die Kosten des Ausflugs abzudecken. (Quelle: http://www.welt.de/welt_print/article2550265/AIG-spendierte-Luxusreise-kurz-nach-Beinahe-Pleite.html).

Dass nicht nur die Finanzkrise, sondern auch amerikanische Abfindungs-Unsitten in Deutschland angekommen sind, zeigt jüngst das Beispiel beim Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) und seinem Vorstandsvorsitzenden Georg Funke. Nachdem der Dax-Konzern nun schon zum zweiten Mal mit Milliardenbürgschaften gerettet werden musste, trat Funke erst auf massiven Druck zurück. Schließlich bekam er ein Jahresgehalt plus Boni von 1.8 Mio. Euro. Da hängt man dran. Aber Georg Funke muss sich keine Sorgen machen. Wo der Durchschnittsbürger schlicht fristlos gekündigt wird, fallen Manager auf ein dickes Polster aus Geldscheinen. Georg Funke erhält zwar (vorerst) keine Abfindung, aber – beschönigend als vorgezogenes Ruhegehalt deklariert – bekommt er vertraglich vereinbarte 70 Prozent seines Festgehalts. Das sind 46.666 Euro im Monat – für Monat für Monat. (Quelle: http://www.bild.de/BILD/news/wirtschaft/2008/10/06/finanzkrise/hypo-real-chef-funke-seine-rente-ist-sicher.html)

Das alles ist für normale Steuerzahler eine nicht mehr nachzuvollziehende, unverschämte Selbstbedienungsmentalität. Völlig nachvollziehbar dagegen der Wunsch vieler Steuerzahler (lt. Umfragen rund 90 %), diesen Abzockern kräftig ins Gesicht zu spucken – mindestens.

Das reicht aber nicht aus. Wo Gier regiert und Moral fehlt, müssen Regeln her.

Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble will Regeln durchsetzen. Manager-Gehälter nach oben abriegeln. Boni streichen. Fahrlässig handelnde Manager in persönliche Haftung nehmen. Bereits erhaltene Boni zurückzahlen lassen. Wenn Extravergütungen anfallen, evtl. erst zu Beginn des Rentenalters zahlen.

Das wird die Funkes nicht freuen. Aber dazu beitragen, dass es weniger Funkes geben wird. Den Bankstern (reimt sich auf Gangster, Schimpfwort aus den 30er-Jahren für betrügerische US-Banker) das Handwerk legen – das sollte im Interesse von uns allen sein, die Steuern zahlen und mit unseren Steuergeldern Bankenpleiten verhindern müssen.

Also helfen wir Dr. Wolfgang Schäuble seine Regeln durchzusetzen. Zeigen wir ihm, dass wir auf seiner Seite sind. Mit vielen Zustimmungs-E-Mails. Je mehr desto besser. Denn viel Zustimmung macht stark im Kampf gegen das Bankstertum.

Hier die Zustimmungs-E-Mail an Dr. Wolfgang Schäuble.

Den folgenden Beispiel-Text kopieren und einfügen in die Zustimmungs-E-Mail an Dr. Wolfgang Schäuble.

Beispiel-Text:

Sehr geehrter Herr Bundesfinanzminister,

die Finanzkrise – so schlimm sie ist – hat doch offensichtlich auch etwas Gutes: endlich stehen die Bankster (reimt sich auf Gangster, Schimpfwort aus den 30er-Jahren für betrügerische US-Banker) in der öffentlichen Diskussion. Endlich wird über Managerhaftung diskutiert. Endlich soll es Regeln geben, um Bonus- und Anreizsysteme der Banken zu reformieren – um Manager und Händler daran zu hindern, verantwortungslose Risiken einzugehen – um Manager und Aufsichtsräte gesetzlich zur Rechenschaft zu ziehen.

Bravo zu Ihren Regeln. Wo Gier regiert und Moral fehlt müssen Regeln installiert werden.

In der Hoffnung, dass Sie meine Zustimmung noch ein bisschen stärker macht im Kampf gegen das Bankstertum, wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Und uns allen, die wir Steuern zahlen und mit unseren Steuergeldern Bankenpleiten verhindern müssen.

Mit freundlichen Grüßen

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Autor: Der Herausgeber
Datum: Donnerstag, 16. Oktober 2008 10:59
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3 Kommentare

  1. 1

    Ja, prima Artikel. Steinbrück und Merkel gehen in die richtige Richtung. Das soll man denen auch sagen. Nicht erst bei der Wahl. Jetzt schon – mit Emails.

  2. 2

    Ekelhaft, wie Banker schamlos ihre Opfer verhöhnen und sich dann schließlich mit viel, viel Geld vom Acker machen. Da packt einen die kalte Wut. Da fällt einem aber wesentlich mehr ein, als nur ins Gesicht zu spucken.

  3. 3

    Banker haben nichts begriffen. Beispiel Ackermann. Verkündet “edelmütig” seinen Verzicht auf den Bonus für das laufende Geschäftsjahr. „Dass der überhaupt glaubt, er hat einen Bonus in diesem Jahr verdient“, sagte Renate Künast von Bündnis 90/Die Grünen am Freitag im Bundestag. Die Frau hat Recht. Kein Wort davon, dass die Deutsche Bank mit genau den toxischen Papieren, die die Finanzmarktkrise auslösten, selbst jahrelang gutes Geld verdiente. Die Gewinne daraus trugen maßgeblich dazu bei, dass Josef Ackermann in den vergangenen beiden Jahren 14 Millionen und 13,2 Millionen Euro Jahressalär nach Hause tragen durfte. Die Ackermänner dieser Welt begreifen nichts.

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