Platz nehmen und Klima killen.

Limousine

Willkommen in der Dienstwagen-Gesellschaft. Sagt die Politik. Denn sie tut alles, um die dicken Luxusschlitten als Klimakiller am Leben zu erhalten. Bei sich selber und anderswo. Egal wie viel Mengen CO2 so ein Mercedes, BMW, Audi oder Porsche in die Luft bläst (alle kilometerweit entfernt von der CO2-Norm), als Dienstwagen sind sie alle von der Steuer absetzbar und werden von der Politik subventioniert. Mit Steuergeldern vom Steuerzahler.

Also kein Wunder, wenn der Anteil an privat gekauften Pkws zurückgeht. Waren es im Jahr 2000 noch über 50 %, sind es 2007 nur noch 37,6 %. Im gleichen Zeitraum steigt der Anteil der Dienstwagen auf 62,4 %.

Und auch kein Wunder, dass man gleich ordentlich zuschlägt und mit protzigen Limousinen, Geländewagen und Sportcoupés als Dienstwagen über die Straßen brettert. Der Steuerzahler zahlt es ja. So lohnt sich in Deutschland sogar der Kauf eines Maybach. Kostenpunkt: eine halbe Million Euro. Denn wenn die Daimler Luxus-Schlitten als Dienstwagen fahren, muss der Steuerzahler zahlen. Folglich ist unter den im Jahr 2005 zugelassenen Maybach kein einziger Privatwagen – alles nur Dienstwagen.

Ein typisch genutzter Dienstwagen – vom Steuerzahler finanziert – ist der Porsche Cayenne für 120.000 Euro. 500 PS, CO2-Ausstoß 358 Gramm pro Kilometer. Fast drei Viertel dieser Geländewagen (72 %) sind als Dienstwagen zugelassen und werden vom Steuerzahler bezahlt. Und dass es sich bei der Anzahl von Geländewagen, die so in den Großstädten rum fahren, um wirklich so viele Jäger, Förster und Landwirte handelt, die solche Wagen brauchen, kann ja wohl niemand im ernst behaupten.

Wenn also Mutti mit dem als Dienstwagen getarnten Zweitonner das Söhnchen zum Klavierunterricht kutschiert – der Steuerzahler zahlt es. Auch die Fahrt zum Shopping, zum Friseur, zum Theater, zum Golf. Alle Fahrten. Die vom Gatten sowieso. Immer und alles finanziert durch den Steuerzahler. Umweltverschmutzung eingeschlossen.

So lässt es sich gut leben (wenn man über Umwelt nicht nachdenkt). Auch in der deutschen Autoindustrie. Zuschüsse vom Staat auf Sprit schluckende Klimakiller – da läuft das Geschäft mit den Premium-Karossen prima. Und sollte jemand wagen, die Zuschüsse in Frage zu stellen – gleich droht die Auto-Lobby mit Arbeitsplatz-Abbau. Das hat seit ewigen Zeiten funktioniert. Zeiten, die die deutsche Autoindustrie besser hätte nutzen sollen, um rechtzeitig zeitgemäße, Sprit sparende, umweltschonende Autos zu entwickeln. Denn wenn das nicht schnellstens passiert, gehen wirklich viele Arbeitsplätze verloren – und die Klimaschutzziele sowieso.

Klima killen darf sich nicht länger lohnen. Protest ist angesagt. Der Umwelt verschmutzende Steuervorteil für Dienstwagen muss weg. Auch aus Gerechtigkeits-Gründen. Es geht nämlich auch anders, wie andere EU-Länder zeigen.

Zum Beispiel Großbritannien. Die Steuervorteile für umweltschädliche Luxuskarossen sind gestrichen. Die Briten fahren Autos, die ein paar Nummern kleiner sind. Der CO2-Ausstoß sinkt.

Zum Beispiel Portugal. Die einmalige Anmeldung eines Autos mit etwas mehr als 100 Gramm CO2 pro Kilometer kostet 200 Euro. Ein Porsche Cayenne 7.000 Euro. Das Resultat: dort werden mehr Fahrzeuge mit niedriger Motorisierung gekauft.

Wer der Meinung ist, statt Umwelt doch besser den Auto-Lobby-Vorteil zu killen, der tut dies kund – mit Protest-E-Mails an die politischen Institutionen. Je mehr, desto größer die Chance, den Dienstwagen-Irrsinn zu beenden.

Protest-E-Mail an die CDU – hier klicken.

Protest-E-Mail an die CSU – hier klicken.

Protest-E-Mail an die SPD – hier klicken.

Protest-E-Mail an die Grünen – hier klicken.

Protest-E-Mail an die FDP – hier klicken.

Protest-E-Mail an die Die Linke – hier klicken.

Den folgenden Beispiel-Text kopieren und einfügen in die E-Mail an die Parteien.

Sehr geehrter Parteivorstand,

als Partei, die sich für das öffentliche Interesse einsetzt, wende ich mich an Sie, um etwas abzuschaffen, was nun gar nicht im Sinn des öffentlichen Interesses ist:

Die Dienstwagenregelung in Deutschland.

Seit Jahren werden superdicke Luxuskarossen als Dienstwagen vom Staat subventioniert. Auf Kosten der Steuerzahler. Auf Kosten der Umwelt.

Denn die Tatsache, mit Steuergeldern Dienstwagen zu subventionieren führt in der Praxis eindeutig dazu, dass verbrauchsstärkere Autos gekauft werden. Mit höherem CO2-Ausstoß. Vier von fünf Neuzulassungen in der Luxusklasse sind Dienstwagen. Alle von der Steuer absetzbar. Das heißt: die Öffentlichkeit zahlt feste drauf, wenn dicke Dienstwagen über die Straße brettern und die Luft verpesten. Das Irrsinnige daran: Umweltverschmutzung wird vom Steuerzahler subventioniert.

Die Umwelt verschmutzende Dienstwagenregelung muss weg.

Klar, dass Politiker, die selbst in der Luxusklasse sitzen, da wohl kaum gern hilfreich sind. Sie reden sich erstens ihre Autos schön und argumentieren zweitens damit, dass diese Regelung zur Arbeitsplatzsicherung in der deutschen Autoindustrie beitrage. Was wirklich Arbeitsplätze in Zukunft sichert, sind zeitgemäße, Sprit sparende, umweltschonende Autos.

Ich hoffe, dass Sie als Vorstand einer Partei, die sich für verantwortungsvolle Bürger-Politik einsetzt, über das Steuerrad hinaus blicken und das Große und Ganze im richtigen ökologischen Zusammenhang sehen. Bitte setzten Sie sich dafür ein – auch in der Basis Ihrer Partei – diese unsinnige, umweltschädliche und letzten Endes auch krass ungerechte Steuersubventionierung von Dienstwagen zu beenden.

Mit freundlichen Grüßen

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Autor: Der Herausgeber
Datum: Dienstag, 29. Juli 2008 23:00
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6 Kommentare

  1. 1

    Unser Umweltminister Gabriel hat ja schon mal einen Versuch unternommen, die Dienstwagen-Regelung zu ändern. Ist leider an der CDU gescheitert. Kann man nur hoffen, dass die CDU viele, viele Emails bekommt, die ihr zeigen, dass sie da auf dem Holzweg ist. Also los, Protest-Emails verschicken.

  2. Dipl. Ing. H. Klein
    Dienstag, 5. August 2008 16:10
    2

    Wirklich wahr, die deutsche Automobilindustrie hat wirklich gepennt, was die rechtzeitige Entwicklung von Sprit sparenden Autos betrifft. Wenn die sich nicht beeilt, gibt es wirklich Arbeitsplatz-Probleme. Da helfen dann auch keine Dienstwagen-Regelungen mehr. Und Sprit schluckende, protzige Dienst-Karossen – das ist sowieso ein Unding. Also weg mit der Dienstwagen-Regelung – zumindest was die Sprit-Schlucker betrifft. Kann man gar nicht genug Protest-Emails rausdonnern.

  3. 3

    Ja, die Politiker sollte man bombardieren mit Protest-Emails, damit sie mitkriegen, dass man deren Gehabe, sich mächtig, prächtig, protzig mit dicken Dienstwagen rum kutschieren zu lassen, zum kotzen findet. Ein paar Nummern kleiner (und Sprit sparender) täte es auch. Aber ich glaube nicht wirklich, dass die sich für eine Änderung der Dienstwagen-Regelung einsetzen werden. Wie im Beitrag schon gesagt, die reden sich ihre Autos schön und pfeifen drauf, dass sie damit das Klima killen.

  4. 4

    Ich oute mich mal – ich bin so eine, die mit so einem “Dienstwagen” (Porsche Cayenne) das Töchterchen zum Sport fährt. Hab mir nie so richtig Gedanken über die Klima-Belastung gemacht. Aber stimmt schon, was Kleineres zum Fahren ist ok. Und in der deutschen Autoindustrie werden ja auch gute Kleine gebaut. Beitrag hat mich überzeugt.

  5. 5

    Habe den Beitrag kopiert und so einigen Dick-Protz-Schlitten hinter den Scheibenwischer geklemmt. Aufklärung ist nötig. Abschaffung der Dienstwagen-Regelung auch.

  6. 6

    Ja, die deutschen Politiker sind alle übermotorisiert und ignorieren damit beharrlich die eigenen Klimaziele. Schlimm, Volksvertreter zu haben, die das, was sie predigen, selbst nicht ernst nehmen. Kein Wunder, dass der Politiker-Verdruss immer größer wird. Die münzen das ja immer um in Politik-Verdruss, aber es ist der Verdruss an den Politikern, was viele veranlasst, nicht mehr zur Wahl zu gehen. Finde ich falsch. Man muss seine Meinung sagen. Nicht nur alle 4 Jahre zur Wahl. Sondern jeden Tag. Mit Emails zum Beispiel. Das ist eine gute Sache, um Demokratie zu praktizieren. Die Meinung sagen, so oft wie möglich, ist wichtig. Sonst denken die ja, sie könnten machen was sie wollen. Können sie nicht!!! Wenn wir es nicht wollen.

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