Wachsen wir uns tot?

Dienstag, 15. Januar 2008 9:49

Müllhalde

Ökonomisches Wachstum ist das Leitprinzip der Gesellschaft. Aber was genau wächst da? Wir sprechen immer von wirtschaftlichem Wachstum. Gibt man in den Computer „unwirtschaftliches Wachstum“ ein, gibt es eine Fehlermeldung, und es wird ein Rechtschreibfehler angezeigt. Doch genau darum geht es. Wachstum kann unwirtschaftlich sein. Es kann mehr kosten, als es wert ist – in diese Phase kommen wir nun, und das müssen wir uns klar machen.

Man muss sich das nur einmal bildlich vorstellen. Da ist die Biosphäre, und da ist die Wirtschaft. So begreift man sehr schnell, wie die Wirtschaft von diesem größeren System lebt. Das ist nicht schwer zu verstehen.

Wenn die Wirtschaft expandiert, benötigt sie mehr Energie, mehr Rohstoffe. Woher nimmt sie die? Aus der Biosphäre. Wenn wir mehr konsumieren, produzieren wir mehr Müll. Wo landet der? In der Biosphäre. Das nennt man dann Raubbau und Umweltverschmutzung.

Damit geraten wir in ein unwirtschaftliches Wachstum, in dem mehr Nachteile als Güter entstehen. Das Unheil wächst schneller als der Reichtum. Wie groß darf der Input an Rohstoffen und Energie sein, und wie groß die Menge Müll, bevor alles schief geht? Das ist wirklich nicht schwer zu begreifen, das verstehen sogar unsere Kinder. (Auszug aus der ARD-Dokumentation „Unser Planet“).

Ja, unsere Kinder verstehen es. Aber die Großköpfe in der Wirtschaft? In der Politik? Lasst uns eine Revolution der Aufsässigen starten. Widerspruch geben auf allen Ebenen. Protest anmelden, wenn Politiker und Wirtschaftler wieder Auf-zum-Wachstum blasen. Mit E-Mails und Briefen bombardieren. Druck muss her, sonst bewegt sich nichts. Neue Leitprinzipien müssen her, die unsere Gesellschaft funktionieren lassen. Denkmodelle gibt’s. Den Willen, sie aus den Schubladen zu holen, gibt’s nicht. Muss es erst in der Umwelt krachen bevor Politiker und Wirtschaftler aufwachen? An dieser Stelle auch die dringende Bitte an alle Journalisten, Redakteure, Autoren, Schriftsteller: stellt die Problematik stärker in euren Zeitungen, Sendungen, Büchern heraus. Für die wenigen, die es tun – viel Lob, viel Ehre.

Thema: Wirtschaft | Kommentare (11)

Dagegen sind Alltagsprobleme ein Fliegenschiss!

Donnerstag, 10. Januar 2008 11:56

Gesellschaft

Wenn man die Weltbevölkerung auf ein 100 Seelen zählendes Dorf reduzieren könnte und dabei die Proportionen aller auf der Erde lebenden Völker beibehalten würde, wäre dieses Dorf folgendermaßen zusammengesetzt: 57 Asiaten, 21 Europäer, 14 Amerikaner (Nord-, Zentral- und Südamerikaner), 8 Afrikaner. Es gäbe 52 Frauen und 48 Männer, 30 Weiße und 70 nicht Weiße, 30 Christen und 70 nicht Christen, 89 Heterosexuelle und 11 Homosexuelle.

6 Personen besäßen 59% des gesamten Reichtums und alle 6 kämen aus den USA, 80 lebten in maroden Häusern, 70 wären Analphabeten, 50 würden an Unterernährung leiden, 1 wäre dabei zu sterben, 1 wäre dabei geboren zu werden, 1 besäße einen Computer, 1 (ja, nur einer) hätte einen Universitätsabschluss.

Wenn man die Welt auf diese Weise betrachtet, wird das Bedürfnis nach Akzeptanz und Verständnis offensichtlich. Bedenkenswert auch folgendes:

Wenn man heute Morgen aufgestanden ist und eher gesund als krank war, hat man ein besseres Los gezogen als die Millionen Menschen, die die nächste Woche nicht mehr erleben werden.

Wenn man noch nie in der Gefahr einer Schlacht, in der Einsamkeit der Gefangenschaft, im Todeskampf der Folterung oder im Schraubstock des Hungers war, geht es einem besser als 500 Millionen Menschen.

Wenn man zur Kirche gehen kann ohne Angst haben zu müssen bedroht, gefoltert oder getötet zu werden, hat man mehr Glück als 3 Milliarden Menschen.

Wenn man Essen im Kühlschrank, Kleider am Leib, ein Dach über dem Kopf und einen Platz zum Schlafen hat, ist man reicher als 75% der Menschen dieser Erde.

Wenn man Geld auf der Bank, im Portemonnaie und im Sparschwein hat, gehört man zu den privilegierten 8% dieser Welt.

Wenn man diese Nachricht liest, kann man froh sein, dass man nicht zu den zwei Milliarden Menschen gehört, die nicht lesen können.

Diese Nachricht zeigt aber auch, dass unsere Welt noch viele revolutionäre Ideen braucht, um nicht völlig aus dem Gleichgewicht zu kommen.

Ideenbringer – ran an die Aufgaben.

Thema: Gesellschaft | Kommentare (3)

Susan Sontag – Leuchtturm im kritischen Denken.

Donnerstag, 10. Januar 2008 11:52

„Lebt bewusst, beißt Euch fest, seid neugierig” – so Susan Sontag, geachtete amerikanische Kämpferin und Autorin berühmter Romane, Filmscripts, Essaysammlungen und Theaterstücke. Weltweit – außer unter den Rechten in den USA – als eine der intelligentesten Frauen des Jahrhunderts geschätzt. Leider viel zu früh verstorben (2004). Kritisch und wehrhaft prangerte sie zeitlebens Missstände und Fehlentwicklungen an. 75 wäre sie in diesem Jahr geworden.

Ehrensache, ihr hier ein Denkmal zu setzen. Als großartiges Vorbild für alle, die nicht gewillt sind, Gegebenes als gegeben hinzunehmen. Sondern Front machen wollen – im Denken, im Sagen, im Handeln – wo Missstände sich zeigen, wo Schieflagen sich abzeichnen. Susan Sontag tat es. In ihren Werken. In ihrem Handeln.

Noch einmal richtig Ärger bekam sie in den letzten Jahren ihres Lebens: nach dem Schock am 11. September 2001 verkündete sie, dass die USA eine Mitschuld hätten am Hass, der ihnen aus allen Teilen der Welt entgegen schlägt. Daraufhin schlägt ihr aus Teilen der USA blanker Hass entgegen. Aber sie bleibt aufrecht. Nachdem George W. Bush 2003 den Irak-Krieg startete, bezeichnete sie die US-Regierung öffentlich als “eine Bande von Radikalen”. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als sie in Deutschland den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt.

Willkommen alle, die sich in bester Gesellschaft mit Susan Sontag fühlen.

Thema: Kultur | Kommentare (2)

WestLB: Großköpfe bauen Mist – die Steuerzahler müssen zahlen.

Donnerstag, 10. Januar 2008 11:51

Negativwachstum

Die Großköpfe mit ihren Kursmanipulationen, mit ihren riskanten Investmentgeschäften, mit ihren Miesen in Millionenhöhe – sie haben der WestLB einen Verlust in Höhe von zwei Milliarden Euro eingebracht.

Die Konsequenzen?

Ein bisschen Aufgeregtheit von der Presse. Ein bisschen Gestammel von der politischen Seite. Das war’s. Der Steuerzahler zahlt es ja.

Was den Anteil des Landes NRW an der WestLB betrifft (38%), da zahlt der Steuerzahler direkt. Und zwar – bei der geplanten Kapitalerhöhung von zwei Milliarden – rund 700 Millionen Euro. Was den Anteil der Sparkassen betrifft, da zahlt der Steuerzahler indirekt. Müssen nämlich die Sparkassen Kapital aus ihren Gewinnen zuschießen, fehlt den Kommunen das Geld im Haushalt, das ihnen von den Sparkassen zusteht und das den Bürgern zugute kommen soll.

Die Großköpfe kümmert es nicht groß. Sonst wäre es ja nicht soweit gekommen. Wir zahlen doch. Worum sie sich sicher groß kümmern werden, ist die Höhe der Abfindung, sollte es mal zu einer Verabschiedung kommen.

Bis dahin wollen wir nicht warten. Sondern protestieren. Jetzt. Und kräftig. Mit Briefen und E-Mails an unsere Abgeordneten. Mit Protestkommentaren an die WestLB. Einfach auf die Homepage gehen und Vorstand und Aufsichtsrat die Meinung sagen, wie schlecht sie ihre Verantwortung wahrnehmen. Schlechte Verantwortung. Schlechte Aufsichtspflicht. Für die sie doch überaus viel Einkommen bekommen. Für die jetzt der Steuerzahler überaus viele Millionen zahlen muss.

Als Bürger und Geldgeber dieses Landes haben wir nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, uns gegen finanzielle Missstände im Land zu wehren. Also los. Sagen wir unsere Meinung. Alle zusammen. Und zeigen wir ihnen, wie verantwortungslos es ist, Steuergelder abzugreifen, mit denen man z. B. viele Kindergärten und Schulen hätte bauen können.

Nun nicht mehr. Leider.

Anmerkung im April 2008: inzwischen ist der Verlust auf 5 Milliarden Euro angestiegen.

Thema: Politik | Kommentare (2)

Die Osterinsel – unsere Zukunft?

Dienstag, 8. Januar 2008 17:04

Osterinsel

Früher konnte man einfach umziehen, wenn man seinen Lebensraum zerstört hatte. Heute ist die Situation grundlegend anders: wir können nicht mehr umziehen. Auf der Erde gibt es kein neues Land mehr, alles ist besiedelt. Die Ressourcen der Meere sind heute beinahe vollständig erschöpft, und wir streben nach immer mehr Konsum und Reichtum. Dabei sollten wir jedoch bedenken, dass wir nur eine Erde haben, und die hat ihre Grenzen.

Die Osterinsel ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie eine Gesellschaft sich selbst zerstören kann.

Die Osterinsel ist der einsamste bewohnte Ort der Erde und liegt rund 4000 Kilometer vor der chilenischen Küste. 800 n.Ch. wurde die Insel von Polynesiern besiedelt, zu Berühmtheit gelangte sie durch die gewaltigen, bis zu 80 Tonnen schweren Steinstatuen, die von den Inselbewohnern errichtet und auch niedergerissen wurden. Lange blieb es ein Rätsel, wie die Bewohner die gigantischen Statuen auf einer Insel, auf der keine Bäume wachsen und auf der es keine Seile gab, aufrichten konnten und warum sie sie niederrissen. Die Antwort lieferten archäologische Studien der letzten Jahrzehnte:

Als die Polynesier die Osterinsel besiedelten, stießen sie keinesfalls auf die karge Graslandschaft, wie man sie heute kennt, sondern das Land war mit Wald bedeckt, und dort wuchs eine der größten Palmenarten der Welt. Die Inselbewohner begannen, die Bäume aus den üblichen Gründen zu fällen: sie wollten das Land für den Gartenbau erschließen, benötigten Holz zum Bauen und Schleppen von Statuen und Booten, für den Hausbau, als Brennstoff.

Um 1600 n.Ch. wurde der letzte Baum der Insel gefällt: Damit fehlte es dann an Holz und Seilen zum Errichten der Statuen, und das baumlose Land war der Erosion schutzlos ausgesetzt. Auch die Thunfischjagd mit Harpunen war nicht mehr möglich. So entbrannten Stammeskriege, und die verfeindeten Stämme rissen gegenseitig ihre Statuen um. Das einzige große Tier, was nun noch als Nahrung zu gebrauchen war, da es keine Kanus mehr gab, war der Mensch. So entwickelte sich eine kannibalische Gesellschaft. Wenn man damals einen Inselbewohner richtig wütend machen wollte, beleidigte man ihn mit den Worten: „Ich habe noch das Fleisch deiner Mutter zwischen den Zähnen.

Die Osterinsel liegt isoliert mitten im Pazifik. Als die Inselbewohner in Schwierigkeiten kamen und ihren Lebensraum ruiniert hatten, konnten sie nirgends Hilfe holen. Sie hatten keine Möglichkeit, von dort zu fliehen, und keine Freunde, die sie um Hilfe bitten konnten.

Das Gleiche gilt für uns: Wenn wir untergehen, sind wir allein im Universum. Es gibt keinen Planeten oder keine Galaxie, von der wir Hilfe bekommen könnten, und es gibt auch keine Galaxie, in die wir fliehen könnten. Darum ist der Zusammenbruch der Osterinsel eine Metapher für das, was bei einem Zusammenbruch der Welt und ihrer Gesellschaft geschehen könnte. (Auszug aus der ARD-Dokumentation „Unser Planet“).

Pflanzt Bäume, Freunde. Ein erster Schritt. Helft mit eine grüne Revolution zu starten, die so nützlich wie einfach ist. Jeder jedes Jahr einen Baum. Und wo Bäume umgelegt werden, weil sie vielleicht zu viel blättern oder irgendwelchen wirtschaftlichen Interessen im Wege stehen – protestieren, protestieren, protestieren.

Thema: Umwelt | Kommentare (5)